
Die Geschichte
bis 1914
Wahrscheinlich gehen die Anfänge des Schützenwesens in Margreid wohl auf das Jahr 1511 zurück, als Kaiser Maximilian das sogenannte “Tiroler Landlibell” , das heißt die gesetzliche Grundlage für die Verteidigung Tirols erlassen hat. Der älteste Hinweis dazu findet sich in den Rigelamtsrechnungen aus dem 17. jahrhundert, wo unter anderem Rigler Melchior Frank im Jahre 1656 Ausgaben für “Musketiere” verrechnete, die an den Kreuzgängen nach Neumarkt und Tramin teilnahmen. Früher nämlich, so 1624, hat man in der Landmiliz zwischen “Musketieren” und “Hakenschützen” unterschieden. Als im Jahre 1678 ein gewisser Babtista Ziggolin in Kurtatsch durch den Strang hingerichtet wurde, waren auch die Margreider Musketiere anwesend. Sie erhielten für ihre Teilnahme ein “Trankl Wein und Brot”.
Erste Einsätze zur Landesverteidigung erfolgten dann im Jahre 1703, als während des “Spanischen Erbfolgekrieges” Bayern und Franzosen in Tirol einfielen. Auch die Margreider Musketiere besetzen daraufhin vom 2. bis zum 26. Februar 1703 sowie vom 29. Juli bis 6. August mit insgesamt 24 Mann Stellungen an den “welschen Confinen”. Am 30. Juni 1703 hingegen, als eine Kolonne von 5600 französischen Soldaten durch Rocchetta (Nonstal) ins Etschtal durchbrechen wollte, bezog eine Abteilung von Margreider Schützen, unterstützt von Unter- und Oberfennberger Bauleuten Stellungen am Fenner Jöchl bzw. an der “Predaia”, um das Einsickern der Franzosen zu verhindern.
Zu häufigen Ausrückungen der Schützen kam es dann wieder in den Jahren 1796/97 bzw. 1800, als die französischen Revolutionsheere unter General Napoleon Bonaparte Tirol vom Süden her bedrohten. Die Margreider standen dabei unter dem Kommando von Unterleutnant Ander Michael Rassner und Franz von Hausmann sowie von Leutnant Andreas Rizzoli.
Auch an der Volkserhebung vom Jahre 1809 sowie an den Befreiungskämpfen unter Andreas Hofer beteiligten sich viele Margreider Schützen, welche zusammen mit jenen von Kurtatsch und Tramin mehrmals ausrückten, und zwar am 18. April, am 3. Juni, am 15. Juni, am 16. Juli und am 14. September 1809 und vor allem bei Lavis, Deutschmetz, Gardolo und Trient gegen die Franzosen kämpften. Es waren diesmal aber nicht nur die gegen die Franzosen einrollierten Schützen dabei, sondern es mussten alle waffenfähigen Männer, das heißt die ganze Sturmmasse, gegen die Franzosen ausrücken.
Das vorläufige Ende des Schützenwesens in Margreid kam dann am 6. November 1809, als auf einem eigens einberufenen Rigl der Beschluss gefasst wurde, dass alle Gewehre dem Vorsteher auszuhändigen seien.
Erst im Revolutionsjahr 1848, als italienische Freischärler die Grenzen Tirols bedrohten, griffen die Schützen wieder zu den Waffen. Auch in Margreid wurde daraufhin eine Schützenkompanie gebildet, welche bereits im April 1848, zusammen mit den Schützen von Kurtatsch und Neumarkt, die Übergänge am Fenner und Grauner Joch besetzten. Später rückte eine Abteilung von ungefähr fünfzig ausgesuchten Scheibenschützen bis nach Cles und Malè vor, wo sie zusammen mit anderen Schützenkompanien für längere Zeit Vorposten- und Wachdienste leisteten und so das Eindringen der italienischen Freischärler verhinderte.
Da man nun auch in Wien die Notwendigkeit erkannte, dass für die Verteidigung der Landesgrenzen in Tirol ein gut funktionierendes Schützenwesen unbedingt erforderlich war, suchte man dieses wieder verstärkt auszubauen und zu fördern. Es wurden neue Schießstandsordnungen erlassen und neue Schießstände errichtet, die auch für die neuen Armeegewehre mit der größeren Reichweite geeignet waren.
In Margreid kam es daraufhin zu einer Wiederbelebung der alten Schützentradition. Im Jahre 1867 waren schon wieder 67 “Standesschützen” beim k.k. Schießstand in Margreid einrolliert, das heißt eingeschrieben. Im Jahre 1867 wurde sogar ein neuer Schießstand in Lafot auf der Bp. 100 mit der Bezeichnung “k.k. Kronprinz Rudolf Gemeindeschießstand” erbaut und der alte Schießstand in der Grafengasse (Bp. 219, Albert Mark) aufgelassen.
1914 - 1918
Als im Jahre 1915 das Königreich Italien heimtückischerweise Österreich den Krieg erklärte, waren es wieder die Standschützen, die besonders in den ersten Kriegsmonaten wesentlich zur Verteidigung der Heimat beitrugen. Obwohl seit Kriegsbeginn im Jahre 1914 schon fast alle diensttauglichen Standschützen von 21 bis 43 Jahren zu den Kaiserjägern oder Kaiserschützen eingerückt waren, gingen dann von den 120 in Margreid einrollierten Standschützen immerhin noch 73 Mann unter dem Kommando von Hauptmann Anton Ranigler und Leutnant Josef Rasner am 21. Mai 1915 mit dem Bataillon Kaltern II an die Front ab. Erste Einsätze waren dann am Tonalehang und später im Peiotal, und zwar auf der Frattasecca (2728 Mater), wo die Margreider, inzwischen auf 45 Mann zusammengeschrumpft, einen größeren Frontbereich zu verteidigen hatten.
Im Herbst 1915 waren die Margreider dann im Valsuganagebiet eingesetzt, wo die Kompanie mit jener von Kurtatsch zusammengeschlossen wurde und nunmehr unter Hauptmann Anton Ranigler die 2. Kompanie des Bataillons Kaltern bildete. Das Einsatzgebiet war am Vetriolosattel und am Semperhang. Sowie in Busagrande, wobei sich beiden Patrouillengängen besonders die Schützen Robert Weber und Rudolf Sanin auszeichneten.
Nach der großen österreichischen Maioffensive vom Jahre 1916 waren die Standschützen dann zuerst bei Borgo-San Pietro, am Masobach, wo sie in schwere Abwehrkämpfe verwickelt waren, und ab Anfang Oktober 1916 bis Anfang November 1917 an der Assa-Schlucht, also bereits auf italienischen Staatsgebiet, eingesetzt.
Es folgten entbehrungsreiche Wintermonate auf der tief verschneiten Costa di Borcola und dann, bis zum bitteren Ende Anfang November 1918, noch aufreibende Monate in der Val di Genova, wo die Standschützen hauptsächlich nur mehr für Trägerdienste eingesetzt wurden. Die meisten Standschützen gerieten dann och in Gefangenschaft, aber nicht durch eigene Schuld oder Versagen, sondern durch die Schlamperei der höheren Kommanden, die nicht imstande waren, die genauen Bedingungen des Waffenstillstandes der untergebenen Truppe rechtzeitig mitzuteilen.
Obwohl die Standschützen während des Krieges vielfach nur zu “Kulidiensten“ herangezogen und vom aktiven Offizierskorps teilweise als “minderwertiges“ Truppenmaterial angesehen wurden, haben sie stets ihre Pflicht getan und ihren Ehrenschild rein gehalten. Beinahe in allen Stellungen an der gesamten Tiroler Front haben sie gekämpft und geblutet, aber nirgends haben sie versagt. Ehre wem Ehre gebührt!
1981-1985
1986-1990
Im Jahre 1986 haben sich die Margreider Schützen auch des geschichtsträchtigen Franzosenkreuzes in der Bahnhofsstraße angenommen und dieses einer gründlichen Restaurierung unterzogen.
Dank der guten Beziehung zu den Wiltenern Schützen konnte im Mai 1986, in Zusammenarbeit mit der Musikkapelle und dem Verkehrsverein Margreid, sowohl die Aufführung des Großen Österreichischen Zapfenstreiches am Dorfplatz als auch ein Konzert der bekannten Stadtkapelle Wilten, welches im Gemeindeanger stattfand, organisiert werden.
Ein Weiterer Höhepunkt in der Vereinsgeschichte der Margreider Schützenkompanie war auch die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft an das Ortskind Karl Felderer, den Verfasser des Südtiroler Heimatliedes “Wohl ist die Welt so groß und weit”, welche anlässlich der Sebastianifeier vorgenommen wurde.
1987 fand ein Führungswechsel an der Kompaniespitze statt, Peter Piger wurde zum neuen Hauptmann der Kompanie gewählt.
Noch im gleichen Jahr, veranstaltete die Kompanie, anlässlich des Todestages von Andreas Hofer, eine Fahrt nach Mantua, an der sich neben einer Abordnung der Musikkapelle und des Kirchenchores von Margreid auch noch zahlreiche Bürger beteiligten. Die schliche Gedenkfeier an der Erschießungsstätte Andreas Hofers und die anschließende Besichtigung der Sehenswürdigkeiten Mantuas hinterließen bei allen Teilnehmern einen bleibenden Eindruck.
Ein weiteres großes Erlebnis war, dass die Kompanie beim Guss der vier neuen Glocken für die Pfarrkirche zur heiligen Gertraud in Margreid, der am 26. Februar 1988 in der Glockengießerei Grassmayr in Innsbruck stattfand, mit einer Abordnung dabei sein konnte. In partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit den Schützen von Wilten hat nämlich auch die Schützenkompanie Margreid eine Glocke gestiftet. Als Zeichen der Verbundenheit und zur Unterstreichung des Zusammengehörigkeitsgefühls zieren nunmehr die Wappen von Wilten und Margreid – als eherne Zeugen – die gestiftete Glocke. Diese wurde dann anlässlich der Glockenweihe, die zu Gertraudi desselben Jahres in Margreid stattfand, den Schützenpatron St. Sebastian geweiht.
An dieser Feier nahmen auch der Landeskommandant von Tirol, Hofrat Dr. Walter Zebisch, der Bataillonskommandeur Major Fritz Seib und der Landeskommandant des Welschtiroler Schützenbundes Carlo Cadrobbi teil.
Unter maßgeblicher Beteiligung der Margreider Schützenkompanie kannte in diesem Jahr 1988 auch die dringend notwendige Restaurierung der Kreuzwegkapelle, die gleichzeitig als Totenkapelle dient, durchgeführt werden.
Am 6. März 1989 beteiligten sich die Margreider Schützen mit einer starken Abordnung an der Totenfeier für das Ehrenmitglied Karl Felderer, welche im städtischen Friedhof von Oberau stattfand. An der Beerdigung nahmen auch noch zahlreiche andere Schützenabordnungen aus dem ganzen Land teil.
Ein weiterer Trauerfall führte die Margreider Schützen am 25. April 1989 nach Hall, wo sie einen aufrichtigen Freund und Kameraden Hofrat Franz Rosenkranz, Hauptmann de Schützenkompanie Wilten, das letzte Geleit gaben. Franz Rosenkranz wird den Margreider Schützen immer in ehrender Erinnerung beleiben, hat er doch die gegenseitige Freundschaft der Kompanien maßgeblich gepflegt und gefördert.
Im August desselben Jahres hat die Kompanie in Zusammenarbeit mit der Schützenkompanie Wilten und unter Mitwirkung der Musikkapelle und der Freiwilligen Feuerwehr von Margreid sowie der Fennberger Bevölkerung, aus Anlass des 230. Geburtstages und 165. Todestages von FML Franz Philipp von Fenner, am Siebenbrunnenhof in Fennberg eine Gedenkfeier ausgerichtet und zu diesem Anlass auch eine kleine Festschrift herausgegeben.
Seit Anfang 1990 steht Kamerad Karlheinz Pomella der Schützenkompanie Margreid als Hauptmann vor.
Im Herbst 1990 ließ die Margreider Kompanie, zur Erinnerung an ihr Ehrenmitglied Karl Felderer, eine aus Laaser Marmor gefertigte Gedenktafel an dessen Geburtshaus in der Grafengasse anbringen. Zu diesem Anlass haben sie auch eine Monografie über Karl Felderer, mit dem Titel “Ein Vermächtnis”, in Auftrag gegeben. Dem Autor Willy Acherer ist es dabei vorzüglich gelungen, Leben und Wirken dieses aufrechten Tirolers mit prägnanten Worten darzustellen. Mi diesem Buch soll vor allem die Jungend die Heimatliebe und das Lebenswerk Felderers näher gebracht sowie auch ein besseres Verständnis für die neuere Geschichte unserer Heimat vermittelt werden.
1991-2000
An herausragenden Ereignissen und Veranstaltungen der neunziger Jahre sind unter anderem die Feier aus Anlass der zehnjährigen Partnerschaft mit den Freunden der Schützenkompanie Wilten zu erwähnen, die am 15. August1993 am Geburtshaus des Namensgeber der Schützenkompanie Margreid, FML Franz Philipp von Fenner in Fennberg stattfand.
Am 5. November 1995 konnte das im Rahmen der denkmalpflegerischen Initiativen der Margreider Schützen renovierte Wegkreuz am alten Fenner Weg durch den Ortspfarrer Johann Senoner wieder eingeweiht werden.
Anlässlich der im Juni 1996 stattgefundenen Feierlichkeiten zur 200 jährigen Wiederkehr der Herz-Jesu Gelöbnisses in Bozen hat eine Abordnung der Margreider Schützenkompanie die uns von Karl Felderer überlassene Herz-Jesu Statue mitgetragen.
Bei der 1996 begonnenen Restaurierung der Pfarrkirche zur heiligen Gertraud in Margreid hat sich die Kompanie sowohl mit freiwilligen Arbeitseinsätzen als auch finanziell beteiligt. Insbesondere wurde 1997 die Instandsetzung des Sebastiani Seitenaltars durch einen namhaften Beitrag gefördert – gilt doch der heilige Sebastian als Schutzpatron der Schützen.
Zum fünfzigjährigen Priesterjubiläum des Margreider Ortspfarrers und Gönner Johann Senoner am 7. Juni 1998 wurde ihm zu Ehren eine Schützenscheibe gestiftet.
Anfang August 1998 feierten die Margreider Schützen das fünfzehnjährige Bestehen der Kompanie in Beisein des Landeskommandanten, des Bundesmajors sowie des Bezirksmajors Robert Ventier. Zu diesem Anlass konnte Hauptmann Karlheinz Pomella im neu gestalteten Innenhof des Karl Anrather Hauses eine starke Schützenabordnung aus den Bezirken Bozen und Unterland, eine Abordnung der Partnerkompanie Wilten sowie zahlreichen Schützenkompanien aus dem benachbarten Welschtirol begrüßen. Nach der von Ortspfarrer Senoner in gewohnt feierlicher Weise gestalteten und von der Musikkapelle Margreid umrahmten Messfeier wurden zwölf Kameraden für ihre fünfzehnjährige Vereinszugehörigkeit mit einer Anerkennungsurkunde ausgezeichnet.
Am 17. Januar 1999 besuchte Dr. Otto von Habsburg in Begleitung seiner Frau Margreid und hielt im Karl Anrather Haus einen hochinteressanten Vortrag zum Thema “Die derzeitige und zukünftige wirtschaftliche und politische Entwicklung Europas”. Der Kaisersohn wurde aus diesem Anlass unter anderem auch von den Margreider Schützen mit Fackeln würdig empfangen.
Nachdem die Schützenkompanie damals noch über keine eigenen Vereinsräume verfügte, bemühte sich die Kommandantschaft seit einigen Jahren um passende Räumlichkeiten. Mit dem Ankauf des Ansitzes Salvadori verfügte die Gemeindeverwaltung nunmehr über Räumlichkeiten, welche dazu eignen waren. Von seitens der Gemeindeveraltung Margreid wurde jedoch der Margreider Schützenkompanie die Zusicherung gegeben, das ehemalige Vereinslokal, gegenüber der Pfarrkirche zur heiligen Gertraud und im Ortskern, den historischen Zehentkeller, als Schützenheim nützen zu dürfen. Die zukünftige Vereinstätigkeit drehte sich verstärkt um die Verwirklichung dieses Vorhabens und um dessen Finanzierung .
2001 - 2010
Zu den wichtigsten Tätigkeiten der letzten Jahre zählen eine Foto-Reproduktion des Bildes “Kanzler Biener auf dem Tiroler Landtag” des Margreider akademischen Malers Karl Anrather, das im Original im Tiroler Landtag hängt; die Reproduktion wurde der Gemeinde zur Einweihung des neuen Sitzes “Benefizium Porer” gestiftet, ausserdem das Anbringen einer Gedenktafel in Bronze für unseren Namengeber “Feldmarschallleutnant Franz von Fenner” an dessen Geburtshaus in Fennberg/Margreid; die Spende der Sturmglocke zum Hl. Sebastian; die Restaurierung der Marienkirche (Totenkapelle am Kreuzweg); die Herausgabe einer kleinen Tirolensie zu Ehren unseres Namengebers. Weiter wurde in Erinnerung an unserem Ehrenmitglied Karl Felderer, dem Autor des Südtiroler Heimatliedes, eine Gedenktafel aus Laaser Marmor an dessen Geburtshaus angebracht sowie die Tirolensie “Ein Vermächtniss – Karl Felderer” herausgegeben. Es folgten die Restaurierung des Sebastiani-Altars, die Enthüllung der Gedenktafel am Geburtshaus der in Margreid geborenen Katakombenlehrerin Angela Nikoletti, die Wiedereinführung der Herz-Jesu-Prozession in Margreid, die Markierung des südlichsten Punktes des gesamten deutschen Sprachraumes durch eine Bronzetafel am “Teitschn Stoan” sowie die Anschaffung der Schiessanlage und der Ankauf von Sport- und Sturmgewehren.
Die Kompanie heute!
2011 wurde die Kommandantschaft neu gewählt. Hauptmann Walter Bonora, Oberleutnant Karl-Heinz Pomella und Fahnenleutnant Andreas Maier wurden bestätigt, Zugleutnant Manuel Werth und Fähnrich Thomas Tausch stellten sich nicht mehr zur Wahl. Als Zugleutnant wurde Peter Amort, als Fähnrich der bisherige Oberjäger Helmut Greif und als Oberjäger Günther Morat gewählt.